Starke Wurzeln für die Zukunft

Noch können wir unseren Wald an den Klimawandel anpassen.

Trockenheit und hohe Temperaturen; der Klimawandel verlangt unseren Wäldern einiges ab. Doch es gibt Hoffnung: noch ist es möglich, sie an die neuen Bedingungen anzupassen. Wie das gelingen kann? Mit gezielter „Nachwuchsförderung“. Das Erfolgsrezept: wo immer möglich, die Naturverjüngung mit widerstandsfähigen Baumarten schützen. Ansonsten eine Vielzahl an wärmeliebenden und trockenheitsresistenten Setzlingen pflanzen, sie weitgehend mischen – und die jungen Knospen und Triebe wirksam vor Wildverbiss schützen. Das Ergebnis ist ein vitaler an das neue Klima angepasster geschlossener Hochwald, der all die gewohnten ökosystemischen Dienstleistungen weiter erbringen kann.

 

Der Klimawandel hat unseren allseits geliebten Wald fest im Würgegriff. Die Jahre 2018, 2019, 2020 und 2022 waren geprägt von anormal hohen Temperaturen sowie einem akuten Wassermangel in der Wachstumsperiode der Bäume. Nach einem normalen Winterregen sind in diesem Jahr von Mitte Mai bis Ende Juli praktisch nur Anfeuchtungsregen gefallen. Das Wasser dringt dabei nicht bis zu den Wurzeln der neugepflanzten geschweige denn der alten Bäume durch.

Unsere häufigsten Baumarten im Wald sind an das „vorherige“ Klima angepasst, d. h. regelmäßiger und ausgiebiger Regen, der über das ganze Jahr verteilt fällt. Und das, bei mäßigen Temperaturen, wodurch sich die Verdunstungsrate der Bäume in Grenzen hält.

Unter der Voraussetzung, dass es der Menschheit gelingt, die Klimaerwärmung einzudämmen – und damit eine weitere Verschlechterung des neuen Klimamusters der letzten Jahre zu verhindern – sollten wir trotz aller Herausforderungen mit viel Mut in die Zukunft blicken. Die gute Nachricht: Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch möglich, unsere Wälder an die neue Situation anzupassen.

Wir müssen wo immer nur möglich die Naturverjüngung, mit ihrer beeindruckenden Anzahl an Individuen und deren ausgiebigen genetischen Vielfalt schützen.  Die bei uns vorkommende Baumarten, von denen wir wissen, dass sie mit einem trockeneren und wärmeren Klima auskommen sollen wir gezielt fördern. Fehlende Baumarten können wir noch immer einbringen, wenn auch mit zunehmenden Schwierigkeiten auf den Kahlflächen.

Hierbei kommt nun die Dringlichkeit ins Spiel. Wenn das Klima sich weiter verschlechtert riskieren wir einen Tipping Point. Ohne den Schutz eines Waldbestandes mit seinem Mikroklima können es dann irgendwann junge Bäume auf einer Kahlfläche nicht mehr schaffen aufzuwachsen. Also müssen wir so schnell wie möglich die Wunden in den Kronendächer unserer Wälder wieder schließen und heilen.

 

Neue Weichen mit Traubeneichen

Seit etwa 3.000 Jahren ist die Buche die bei uns natürlich vorkommende, atlantisch geprägte, dominante Schattenbaumart. Ihre Verjüngung kann sich auch im Schatten anderer Bäume durchsetzen und diese im Laufe der Zeit verdrängen.

Die zuvor dominante Eiche wich der Buche aus. Sie blieb als Traubeneiche auf den trockneren und wärmeren Standorten und als Stieleiche auf den feuchten und schweren Böden erhalten. Die Buche wurde außerdem vom Menschen gefördert, da aus ihr das beste Brennholz und die beste Holzkohle zu gewinnen waren. Somit finden wir die Buche heute auch auf ihr weniger passenden Standorten. Das klappte, solange der Regen ausreichend zur Verfügung stand und die Hitzeperioden nicht zu lange anhielten.

Glücklicherweise brauchte der Mensch auch noch die Eiche, da ihr Holz als Balken für den Häuserbau unabdingbar war. Somit finden wir heute noch in den meisten Buchenwäldern die Traubeneiche, die gezielt gehegt und gepflegt werden musste, um gegen die Buche bestehen zu können. Die Traubeneiche wächst langsamer als die Buche, verbraucht dabei aber weniger Wasser. Außerdem reicht ihr Wurzelwerk tiefer und kann auch kompakte Lehmschichten durchdringen. Somit verfügen wir über eine Baumart, die dort zum Zuge kommen kann, wo unsere Buche die größten Schwierigkeiten hat: an den zur Sonne ausgerichteten warmen Hängen und auf trockenen Lehmböden. Unsere Stieleichenwälder auf den feuchten Lehmböden müssten uns dort erhalten bleiben können.

Ihre äußerst große Verjüngungsfähigkeit in Kombination mit der daraus resultierenden genetischen Vielfalt wird es der Buche ermöglichen, an den etwas kühleren Standorten, die etwa die Hälfte der heutigen Buchenwälder einnehmen, eine nächste Generation aufzubauen und zu halten. Als Vorsichtsmaßnahme sollten wir aber auch hier Mischwaldformen unterstützen.

Auf der anderen Hälfte der Fläche der heutigen Buchenwälder, die auf warmen Hängen oder lehmigen Böden stehen, müssen wir aber gezielt die Traubeneiche und andere lichtliebende Baumarten fördern. Dies ist ein Lösungsansatz, der für das Gutland funktionieren kann.

Wald in Not im Norden

Im Oesling haben wir eine wesentlich schwierigere Ausgangsbasis. Die natürlichen Buchenwälder sind vom Menschen im Laufe der Zeit praktisch alle verdrängt worden. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden die bodenbedingt wenig ergiebigen Buchenwälder durch eine Eichenniederwaldbewirtschaftung ersetzt. Hierbei wurde die Rinde zur Gewinnung der Gerbstoffe für die Lederindustrie verwendet und das geschälte Holz als Brennholz genutzt. Nachdem es der Chemieindustrie gelang, Gerbstoffe kostengünstiger herzustellen und daraufhin die Lederindustrie in Luxemburg zu Ende ging, wurde den zumeist privaten Waldbesitzern geraten, ihre Lohhecken aufzugeben und stattdessen produktivere Fichtenmonokulturen anzulegen.

Dies hat dazu geführt, dass 75 % der heutigen Wälder im Oesling künstlich angelegt worden sind. Etwa 30 % sind Lohhecken aus mittlerweile überalterten Stöcken. Sie befinden sich oft auf felsigem Untergrund mit wenig Boden. Die Ausgangspflanzung kann viele Jahre zurückliegen. Leider handelt es sich dabei vor allem um Bestände der weniger trockenresistenten Stieleiche und nicht um die zukunftsfähigere Traubeneiche. Daher sind große Flächen im letzten Sommer vertrocknet und in diesem Jahr nicht mehr ausgetrieben.

Etwa 45 % der Wälder im Oesling sind Anpflanzungen von Nadelbäumen, wobei der weitaus größte Teil Fichtenmonokulturen ausmacht. Im Gutland sind dies glücklicherweise nur 12 % des Waldes. Die nicht-heimische Fichte ist eine Baumart aus den kühleren und feuchteren Breitengraden oder Gebirgen, die der neuen Klimasituation definitiv nicht gewachsen ist.

Der Wegfall der Fichte wird beschleunigt durch den Borkenkäfer, einen Schwächeparasiten. Der durch die Trockenheit geschwächte Wirtsbaum kann die Käfer, die sich in seine Rinde einbohren, um ihre Eier abzulegen, nicht mehr durch sein Harz verkleben. Innerhalb von 6 Wochen ist eine befallene Fichte schlicht und ergreifend tot. Gleichzeitig ermöglicht die wärmere Witterung eine exponentielle Vermehrung des Borkenkäfers: mit 3 bis 4 Generationen pro Sommer und potentiell bis zu 5 Millionen Nachkommen von einem Weibchen, das den Winter überlebt hat.

Schnelle Aufforstung von Kahlflächen

Das brutale, großflächige Aufreißen der schattenspendenden Kronen auf diesen durch die Fichte veränderten Böden führt dazu, dass sich eine Reihe von lichtliebenden Pflanzen rasant ausbreiten kann. Sie verhindern die Ausbreitung; bzw. das Wachstum der Bäume.

Schafft es dennoch ein Bäumchen aufzukommen, wird es bei der jetzigen Wilddichte gleich vom Reh oder Hirsch verbissen Wir laufen Gefahr, dass wir besonders im Oesling künftig Brombeerwüsten, Ginsterflächen, Verbuschungen oder Grassavannen anstelle von Wald vorfinden werden.

Natürlich wird es ökologisch gesehen interessant sein, einige dieser Flächen liegen zu lassen, um deren Entwicklung zu beobachten. Die Stiftung Hëllef fir d’Natur wird dies auch tun. Ihre stehenden Laubwälder überlässt sie analog der gesetzlich geschützten Waldreservaten des Staates normalerweise einer natürlichen Entwicklung.  Aber das großflächige Absterben der Fichtenwälder hat eine solche Dimension erreicht, bei der wir nicht einfach hundert Jahre warten können, bis der Wald sich eventuell dort wieder selber aufbaut.

Der Klimawandel ist einfach zu vehement und zu schnell, die menschlichen Altlasten zu groß und die Wilddichte zu hoch als dass wir nur zuschauen könnten. Die positive Nachricht ist, dass wir eine einmalige Gelegenheit haben, aus diesen Nadelholzwäldern wieder naturnahe Laubwälder zu schaffen.

   

Die Mischung macht’s!

Wenn wir die notwendigen Investitionen nicht scheuen, können wir einen sehr schönen biodiversen und klimaresilienten Wald aufbauen.

Wir sollten die Birke als Pioniergehölz ihre Rolle als Waldvorbereiter und Bodenverbesserer ausspielen lassen. Die Traubeneiche wird eine wichtige Rolle als Rückgrat des Waldes spielen. Ihre lichte Krone verdrängt kaum andere Baumarten, so dass sich weitere licht- und wärmeliebende Baumarten mit ihr vergesellschaften lassen. Hierbei gilt es, die Linde und unsere wilden Obstarten hervorzuheben, da unsere Kirschen, Birnen und Äpfel von wilden Waldbäumen abstammen. Außerdem haben wir die Chance, zusätzlich eine ganze Familie wilder Obstbäume, aus denen keine Kulturvarianten entstanden sind, im Wald anzusiedeln: die äußerst seltenen Speierlinge und Elsbeeren als Wertholzlieferanten sowie die häufige Mehlbeere und Eberesche als dienende Baumarten. Nicht zu vergessen ist die Ahornfamilie; wobei sich der Spitzahorn und der Feldahorn für die wärmeren Standorte eignen.

Der Bergahorn kann dann an den etwas kühleren Standorten angesiedelt werden. An diesen Plätzen kann dann auch die Buche Teil des Mischungskonzeptes werden. Als Mischbäume können sicherlich dort auch noch einige nicht-heimische Nadelhölzer eingebracht werden, wie Douglasie, Lärche, Waldkiefer oder Schwarzkiefer.

So können wir einen sehr vitalen Wald schaffen, der all seine ökosystemischen Dienstleistungen weiter erbringen kann – insbesondere jene des Karbonspeichers. Die jungen Wälder werden massiv CO2 aus der Atmosphäre absorbieren (bis zu 10 Tonnen pro Hektar pro Jahr) und es in ihrem Holz einlagern. Holz besteht nämlich zur Hälfte seines Gewichtes aus Kohlenstoff.

Artenvielfalt als Erfolgsgarant

Die Biodiversität ist das Instrument der Natur, Resilienz gegen Katastrophen aufzubauen. Daher müssen wir diese Widerstandsfähigkeit gezielt fördern. Eine hohe Vielfalt durch Mischung der Baumarten zieht eine hohe Biodiversität auf allen weiteren Ebenen nach sich. Nur als Beispiel: von den blühenden wilden Obstbäumen werden die bedrohten Bestäuberinsekten ausgiebig profitieren.

Wenn die dem entsprechende Naturverjüngung fehlt, können wir die Biodiversität zwischen den Arten aufbauen, indem wir die seltenen oder fehlenden Baumarten, wie oben beschrieben, in einer breiten Mischung anpflanzen.

Bei den Baumarten, die wir in unseren Wäldern heute schon häufiger vorfinden, bietet uns die Naturverjüngung eine zusätzliche wichtige Komponente der Biodiversität, nämlich die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. So konnte ein Schweizer Forscherteam erstaunlicherweise bei Stieleiche und Traubeneiche ermitteln, dass die Anpassungsfähigkeit an die Trockenheit stärker innerhalb der Art variiert als zwischen den beiden Arten.

Zusätzlich zur genetischen Vielfalt der Individuen erlaubt die Naturverjüngung die Nutzung einer genetisch verankerten, jahrtausendealten Anpassung der Samenbäume an den spezifischen Standort. Diese Selektion wird noch zusätzlich verstärkt, wenn wir über besonders alte Samenbäume, die selber schon vieles überlebt haben, im Bestand verfügen.

Wir erhoffen uns, dass einige aufkommende Individuen besser an die Trockenheit an dem spezifischen Standort angepasst sein werden. Zudem können junge, nicht verpflanzte Bäume ein stärkeres Wurzelsystem in Relation zu ihrer Krone entwickeln, um bei geringerer Feuchtigkeit mehr Wasser aus dem Boden aufnehmen zu können.

Eine junge Traubeneiche, gepflanzt vom Eichelhäher in ein Borkenkäferloch einer Fichtenmonokultur, gut geschützt durch ein Wildgatter aus Holz.

Vor und hinter dem Wildgatter: Die Auswirkungen des Verbisses sind deutlich sichtbar.

Beispiel für einen ungeschützten 20 Jahre alten Kahlschlag im Oesling. Durch den Wildverbiss kann nicht genügend Naturverjüngung aufkommen und es kann sich in absehbarer Zeit kein Wald entwickeln.

 

Helfer mit Flügeln: Die Rolle der Vögel

Da die Traubeneiche das Rückgrat unserer zukünftigen Wälder bilden soll, müssten wir, wenn nur möglich, die alten Bäume dieser Art als Samenbäume erhalten, um unseren verfügbaren Genpool nicht zu reduzieren. Es ist aber bekannt, dass das Gelingen einer Naturverjüngung der Lichtbaumart Eiche nur gelingt, wenn der alte Bestand rechtzeitig entfernt wird, um den jungen Bäumen genügend Licht zu geben für ihr Wachstum.

Wie sollen aber nun seine schweren Früchte, die Eicheln, auf die weiter entfernten Kahlflächen gelangen? Hier hat die Natur vorgesorgt. Der Eichelhäher, einer der intelligentesten Vögel in unseren Breitengraden, selektiert und sammelt im Herbst bis zu 5.000 der besten Eicheln. Er vergräbt sie einzeln in seinem Territorium, am liebsten an Waldrändern oder auf Lichtungen. Dafür kann er bis zu 8 Kilometer entfernte fruchtende Eichen aufsuchen.

Als kluger Vogel versteckt er im Herbst mehr Eicheln, als er in einem normalen Winter braucht. Er legt sich eine Reserve für einen eventuell harten Winter an. Die regelmäßig verbleibenden Eicheln, Hähersaat genannt, die je nach Winter mehr als 1.000 pro Vogel betragen können, wurden perfekt am richtigen Platz gepflanzt – und können sich so zu wunderbaren Hähereichen entwickeln.

Es gibt noch ein weiteres Beispiel eines Vogels, der uns bei der Verbreitung eines anderen sehr wichtigen Baumes hinsichtlich der Anpassung an das neue Klima hilft: die Amsel. Sie verschluckt mit Vorliebe die kleinen Früchte der Wildkirschen im Ganzen, um die Kerne dann mit dem Kot beim Flug in der Umgebung zu hinterlassen. Die Wildkirsche ist ein in jungen Jahren sehr schnell wachsender Baum, der es sogar schafft, sich wenn auch gekrümmt unter der Brombeere herauszuarbeiten. Die schnellwachsende, aber kurzlebige Wildkirsche kann im Zusammenspiel mit der langsam wachsenden, aber langlebigen Traubeneiche eine zusätzliche strukturelle Diversität im Wald schaffen.

Leider finden wir heute nur sehr vereinzelt Hähereichen und Wildkirschen auf unseren Kahlflächen, trotz der massiven Ansamung durch unsere Helfer. Normalerweise könnte die Eiche vom Rande her und die Wildkirsche aus der Mitte heraus die überwucherten Kahlflächen für den Wald zurückgewinnen, allerdings wird dies durch Reh und Hirsch verhindert. Junge Bäume sind besonders im Spätwinter und im Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle für Reh- und Rotwild. Damit ein Wald sich selbst regenerieren kann, darf aber eine bestimmte Populationsgröße von Rehen und Rotwild nicht überschritten werden, sonst verbleiben nicht ausreichend junge Bäumchen im Wald.

Merisier planté par le merle mangé par des cervidés

 

Chêne planté par le Geai et mangé par le gibier

Junge Bäume schützen, Wildschäden vermeiden

All die vorher erwähnten wärmeliebenden und trockenresistenten Baumarten haben einen gemeinsamen Schwachpunkt: Sie wirken auf Rehe wie Schokolade auf uns Menschen. Die Tiere stürzen sich förmlich auf die Knospen und Triebe dieser jungen Pflanzen. Buchen-, Birken- und Fichtenknospen schmecken ihnen dagegen nicht so sehr. Ein Reh frisst im Frühjahr 2 bis 4 kg Biomasse pro Tag; eine Baumknospe wiegt deutlich weniger als 1 Gramm.

Der Hirsch ist weniger wählerisch, bricht ganze Triebe ab und verschmäht auch junge Buchen nicht. Außerdem braucht ein ausgewachsener Hirsch im Frühjahr 20 kg Biomasse am Tag und tritt meistens im Rudel auf. Das bedeutet, dass in einer Nacht schnell einmal ein ganzer Jungbestand verbissen werden kann.

Bei der jetzigen Reh- und Rotwildpopulation ist ein klimaresilienter Umbau unserer Wälder per Aufforstung oder Naturverjüngung ohne Wildschutz in praktisch ganz Luxemburg unmöglich. Wir raten zum Aufbau von Holzgattern, die zwar teuer sind, aber mit der Zeit im Wald verrotten. Zudem sollte nicht die gesamte Fläche eingegattert werden, sondern ein Teil kann per Einzelschutz erfolgen. Dabei wird der jeweilige Baum individuell vor Schaden bewahrt. Allerdings verlieren wir dann die Möglichkeit, ganzflächig auf die Naturverjüngung zurückzugreifen. Der günstigste und effizienteste Einzelschutz besteht leider aus Kunststoff. Biologisch abbaubare Hüllen werden in Handarbeit hergestellt und sind daher sehr teuer.

In den meisten Revieren findet man mittlerweile Rotwild. Dies bedeutet, dass die Hüllen noch höher reichen müssen, was sich bei biologisch abbaubaren Materialien als sehr schwierig und kostenintensiv erweist. Trotzdem denken wir, dass wir diesen Weg gehen müssen.

Zu erwähnen gilt auch noch, dass die Hirsche die Bäume in den ersten Jahren verbeißen und abbrechen, um sie dann bis zu einem Alter von ca. 40 Jahren zu schälen und schlagen. Ein Rudel kann in kurzer Zeit eine gesamten Parzelle nachhaltig schädigen. Die klaffenden Wunden in der Borke lässt Pilzen Zutritt in den Baum, der dann von innen her fault und später einmal abbricht. Die einzig effiziente Methode ist hier das Einwickeln der Stämme mit einem elastischen Nylonnetz. Das Anbringen erweist sich als sehr aufwendig, das späteren Einsammeln der aufgeplatzten Netze noch mehr.

Wir hoffen, bei Spaziergängern Verständnis für diese notwendigen Maßnahmen geweckt zu haben. Die Waldbesitzer würden liebend gerne auf den sich äußerst aufwendig gestalteten Schutz der Pflanzungen und Naturverjüngungen verzichten. Allerdings ist dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, wenn wir unseren Kindern einen zukunftsfähigen, mit wärmeliebenden und trockenresistenten Baumarten ausgestatteten Wald überlassen wollen. Nur ein vollwertiger flächig bestockter Wald kann seine ökosystemischen Dienstleistungen weiter erbringen wie gewohnt und sein eigenes Mikroklima schaffen.

Besonders hervorzuheben gilt in unserem Kontext seine Rolle als Karbonspeicher. Unter der Voraussetzung, dass die Kronen der jungen Bäume weitgehend wieder ein geschlossenes Dach bilden können, wird ein junger Wald massiv CO2 aus der Atmosphäre entnehmen (im Schnitt 10 Tonnen pro Hektar pro Jahr), den Sauerstoff davon freisetzen und das Karbon in seinem Holz einlagern. Holz besteht nämlich zur Hälfte seines Gewichtes aus Kohlenstoff.

   

Neue Bäume braucht der Wald: Jetzt aktiv werden!

Viele Unternehmen und Bürger, die keine Wälder besitzen, suchen nach Möglichkeiten, den Umbau unserer Wälder zu unterstützen. Dies kann über die Stiftung Hëllef fir d’Natur von natur&ëmwelt geschehen. Der durchschnittliche Kostenpunkt für die Pflanzung, Pflege und den Schutz eines zweijährigen Setzlings beträgt bei der Stiftung 11 Euro, davon 4 Euro für das Pflanzen und Pflegen und 7 Euro für den Wildschutz. Um in 100 Jahren einen ausgewachsenen Baum im Wald zu haben, müssen heute 25 Bäumchen auf einer Fläche von einem Ar gepflanzt werden. Damit verfügen wir dann über eine ausreichende Anzahl und eine entsprechende genetische Variabilität, damit die Bäume untereinander konkurrieren können. Der Seitendruck wird die Stämme entasten, um die typischen Säulen eines Hochwaldes zu generieren. Zudem wird das Kronendach schneller geschlossen. Erst wenn dies geschehen ist, kann der Wald sein eigenes Mikroklima wiederherstellen und die maximale CO2-Entnahme aus der Atmosphäre absichern.

Für die Vorbereitung der Kahlfläche sowie die Pflanzung der 25 Setzlinge – einschließlich der anschließenden Pflege – würde eine Spende von 100 Euro reichen. Allerdings brauchen wir im Schnitt nochmals 175 Euro, um einen angemessenen Wildschutz zu gewährleisten. Wir möchten hiermit interessierte Firmen anregen, uns im Rahmen ihrer ESG- Maßnahmen zu unterstützen, indem sie die Kosten des Wildschutzes für eine bestimmte Fläche übernehmen. Somit könnte sich die breite Öffentlichkeit ganz auf die Finanzierung der Pflanzungen konzentrieren: ein motivierender, wertvoller Beitrag zum Umbau unserer Wälder. Zusammen haben wir die Chance ihnen starke Wurzeln für die Zukunft zu geben!

INFOKASTEN, falls gewünscht Ihre Spende für den Wald von morgen

  • Pflanzen von 25 Setzlingen, einschließlich Pflege: 100 Euro
  • Wildschutz von 25 Setzlingen: 175 Euro
  • Komplettpaket Pflanzung und Wildschutz: 275 Euro

Selbstverständlich ist jeder Beitrag eine Hilfe, Sie können die Höhe beliebig wählen. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage www.naturemwelt.lu/de/spende-fuer-den-naturschutz-luxemburg

Kontakt:
Fondation Hëllef fir d’Natur
Tel.: 29 04 04 – 1
E-Mail: 
secretariat@naturemwelt.lu