OUNI PESTIZIDEN kritisiert Pestizideinsatz gegen Eichenprozessionsspinner in Erholungsgebieten mit zweifelhaftem Ergebnis

Rezent wurden in Luxemburg mindestens 3 Genehmigungen vom Umweltministerium an Gemeinden erteilt um mit einem Pestizid gegen den Eichenprozessionsspinner vorzugehen. Die Mitglieder des Netzwerks Ouni Pestiziden kritisieren prinzipiell den Einsatz von Pestiziden, insbesondere da in diesem Fall ein erfolgreicher selektiver Einsatz kaum möglich ist.

In den letzten Jahren hat die massive Verbreitung des Eichenprozessionsspinners in Luxemburg, insbesondere in Erholungsgebieten und im Siedlungsraum für Aufregung gesorgt. Klimaveränderung und Erwärmung begünstigen die Entwicklung dieser Art, die sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa verbreitet. Die Raupen tragen Brennhaare, welche durch Kontakt Hautreizungen oder auch Reizungen der Atemwege hervorrufen können. Massenvermehrungen der Art traten während des letzten Jahrhunderts immer mal wieder lokal auf. Durch die Wetterbedingungen aber auch das Vermehren der Fressfeinde, werden die Populationen dann aber wieder dezimiert. Auch 2020 konnte vielerorts in Luxemburg ein Rückgang der Populationen beobachtet werden. Mancherorts konnte der Trend scheinbar durch Maßnahmen zur Förderung natürlicher Fressfeinde wie Meisen begünstigt werden.

Vertreter des Ouni Pestiziden Netzwerks waren überrascht, dass scheinbar doch manche Gemeinden, aber auch Förster und Vertreter des Umweltministeriums zum Schluss gelangt sind, dass eine Bekämpfung der Art mittels Pestizid unumgänglich ist.

Dabei wird tatsächlich angegeben, dass das eingesetzte Mittel (Foray ES) sehr selektiv wirkt. Nun ja, es wirkt nicht direkt durch Kontakt auf den Raupen, sondern durch Fraß an besprühten Oberflächen, und so jedoch auf Raupen vieler Schmetterlingsarten, nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Bei einem bedachten Einsatz, würden nur Eichen besprüht werden, wobei dann dennoch Arten wie das Rote Ordensband (Catocala nupta) oder das Große Eichenkarmin (Catocala sponsa) oder Zahnspinner (Drymonia) betroffen wären.

Durch die Diffusion beim Sprühen ist jedoch nicht zu erwarten, dass dabei nur Eichen getroffen werden, was das gefährdete Artenspektrum deutlich erweitert. Die Konsequenz des Tötens der Raupen und Falter ist in erster Linie ein Nahrungsmangel für Vögel und Fledermäuse. Dies führt demnach zu einer Dezimierung der natürlichen Feinde der Raupe bzw. des Falters bis hin zu einer erneuten zyklisch verstärkten Vermehrung der Raupen in den darauffolgenden Jahren.

Es wurde uns weiterhin mitgeteilt, dass nur befallene Bäume behandelt werden sollen. Zwischen Ende April und Anfang Mai schlüpfen aus den etwa 1mm großen Eiern des Eichenprozessionsspinners die Larven. Diese Larven sind also an großen Eichen schwer auszumachen. Ab dem 3. Larvenstadium verändert sich die Farbe der Raupen und es entstehen die sogenannten Brennhaare, die für die Gesundheitsprobleme verantwortlich sind. Auch wenn die Raupen nun absterben, bleiben die Brennhaare weiterhin intakt, und können so, wie dies auch bei Gespinsten der Vorjahre der Fall ist, noch über Jahre hinweg eine Gefahr darstellen.

So wird das Pestizid nicht selektiv, sondern großflächig ausgetragen indem es vom Boden aus verdampft wird. Während der Ausbringung und bis zu 8 Stunden danach des Mittels der Wahl wird angeraten das betroffene Gebiet zu meiden. Insbesondere in weitflächigen Naherholungsgebieten sowie in direkter Nähe zum Siedlungsraum ist es wohl kaum möglich Anwohner und deren Grundstücke während und nach der Ausbringung vor den Aerosolen zu schützen.

Es ist unserer Einschätzung nach nicht möglich das besagte Mittel sicher und selektiv anzuwenden, ohne dass andere Organismen zu Schaden kommen. Wir raten demnach zum Entfernen der Raupen, in einem möglichst frühen Stadium, durch mechanische Methoden wie Absaugen. Zudem ist die Förderung von natürlichen Fressfeinden durch Anbringung von Nisthilfen (Meisenkästen, Fledermauskästen und Insektenhotels) und weiteren Maßnahmen (Förderung von Wiedehopf und Kuckuck durch Habitataufwertung) die es ermöglichen, dass sich langfristig ein natürliches Gleichgewicht einstellt. An viel besuchten Wegen und Orten ist weiterhin Aufmerksamkeit geboten um gegebenenfalls vorübergehende Absperrungen einzurichten.

Einmal mehr zeigt sich hier die Wichtigkeit nicht nur den Einsatz von Herbiziden im öffentlichen Raum, sondern Pestizide generell zu verbieten, um die Menschen, die Biodiversität und deren Zukunft erfolgreich zu schützen.

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Diese Pressemitteilung wurde herausgegeben von Ouni Pestiziden mit der Unterstützung von natur&ëmwelt a.s.b.l. sowie deren Lokalsektion natur&ëmwelt Haard, der Emweltberodung Lëtzebuerg (EBL) und des Groupe Entomologique der SNL.