Schujansbësch

LAGE

EIGENSCHAFTEN

Biotope: Waldgebiete, Feuchtwiesen, Silikatmagerrasen und Heideflächen

Fläche natur&ëmwelt: 45,24 ha

Natura 2000 Schutzgebiet: LU0002003 Vallée supérieure de l’Our et affluents de Lieler à Dasbourg, LU0001002 Vallée de l’Our de Ouren a Wallendorf Pont

Nationales Schutzgebiet: /

Region: Eisleker Dallsystem – Iewescht Ourdall

Gemeinde: Clervaux

WANDERWEG

Distanz:  6,07 km  /  Schwierigkeit: mittel

BESCHREIBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES

Gelegen in der Gemeinde Clervaux in der Nähe der Ortschaft Lieler befindet sich der sogenannte „Schujansbësch“. Als Nordhang, zwischen dem „Reibaach“ in der Talaue und dem Hochplateau bei Lieler, bietet das Gebiet eine Vielzahl an unterschiedliche Biotope. Der „Reibaach“ bildet die Grenze zwischen den Gemeinden Clervaux und Weiswampach sowie auf einigen wenigen Kilometern zwischen Luxemburg und Belgien.
Beim „Schujansbësch“ handelt es sich mit 41,85 ha um den größten zusammenhängenden Komplex an Waldflächen im Besitz der Stiftung von natur&ëmwelt. Zu den weiteren Flächen gehören Feuchtwiesen in der Talaue sowie Silikatmagerrasen auf dem Plateau. Der östliche Teil des Gebietes, genannt „im Birkenfeld“ ist Teil des Natura 2000 Netzwerkes „LU0002003 Vallée supérieure de l’Our et affluents de Lieler à Dasbourg“ und des Gebietes „LU0001002 Vallée de l’Our de Ouren à Wallendorf-Pont“.

Abholzen um einen neuen Wald zu erschaffen!

Ein Großteil der aktuellen Waldbestände im Besitz der Stiftung geht aus Kahlschlägen von Fichten hervor, welche anschließend schrittweise durch Anpflanzungen sowie natürlicher Sukzession in natürliche und naturnahe Laubwälder zurückgeführt wurden. Der Aufkauf von Kahlschlägen im „Schujansbësch“ führte Mitte der 90er zu einigen kontroversen Diskussionen. Durch die Größe dieser Flächen erlaubte der Ankauf jedoch eine angepasste Bewirtschaftung und so konnte trotz der Kritik die Biodiversität des Gebietes verbessern und ein frei zugänglicher Walderlebnisraum geschaffen werden.
Eine Fläche von 20,6 Hektar im östlichen Teil wurde nicht neu bepflanzt, sondern weitestgehend sich selbst überlassen. Die freie Entwicklung der Flächen, die sogenannte natürliche Sukzession, sorgte dafür, dass die auf Kahlschlägen zuerst aufkommende Krautschicht sukzessive durch Pionierbaumarten wie etwa Birken, Weiden oder Vogelbeeren ersetzt wurde. Diese Pflanzen profitieren besonders vom Lichteinfall, welcher in geschlossenen, dunklen Wäldern, nicht möglich ist. In einer nächsten Phase wuchsen als Begleitpflanzen dieses Pionierwaldes verschiedene Sträucher und Hecken, welche sich im Schatten der mittlerweile hochgewachsenen Bäume wohlfühlen, bevor in einem späteren Stadium Buchen aufkamen. Ein sogenannter Rotbuchenwald ist der ideale Zustand, bevor die natürliche Sukzession aufgrund des Absterbens schwächerer Bäume oder Stürme von neuem einsetzt.
Im westlichen Teil des Gebietes wurde eher angepflanzt und dies in verschiedenen Etappen. Es handelt sich in erster Linie um Buchen und Eichen, aber auch Ahorn oder Eschen unterstreichen die Artenvielfalt der Waldreserve. Bis heute werden die Waldbestände des Gebietes naturnah, aber auch forstwirtschaftlich gepflegt.
Zentral gelegen, auf dem Hochplateau von Lieler im sogenannten Ort „In Geischnast“, hat der Kahlschlag der Flächen ein seltenes Biotop wiederhergestellt, welches früher für die Region der Luxemburger Ardennen typisch war. Heute befindet sich dort nämlich ein 3,1 ha großer Silikatmagerrasen mit Heidekraut, ein schützenswerter offener Lebensraum. Der Verbuschung wird heute ndurch manuelle Arbeiten sowie der Beweidung durch eine Schafherde von 200 bis 300 Tieren entgegengewirkt. Die Fläche ist jedes Jahr im April die erste Etappe der alljährlichen Wanderbeweidung der Stiftungsflächen mit Schafen. Auch die 3,6 ha der Feuchtwiesen entlang des „Reibaachs“ waren früher mit Fichten bepflanzt. Auch diese wurden kahlgeschlagen, so dass hier 2005 Offenland entstehen konnte. Diese feuchten Flächen werden durch eine extensive Beweidung mit angepassten robusten Rinderrassen offengehalten und schaffen somit im Tal ein Mosaik aus verschiedensten Lebensräumen.

FAUNA UND FLORA

Die unterschiedlichen Sukzessionsstadien der Waldbestände schaffen einen Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren. Waldbewohner wie Wild (Rothirsch, Reh, Wildschwein), Fledermäuse oder Kleinräuber (Wildkatze, Iltis, Baummarder) finden hier hervorragende Bedingungen. Auch Wälder bewohnende Vögel wie etwa Eulen, Sperber oder Spechte finden in den verschiedenen Baumarten, Laubwäldern, Hecken oder Weiden ein zuhause. Die offenen Bereiche um den „Réibaach“ und die Feuchtwiesen bilden interessante Lebensräume für Schmetterlingsarten. So war das Gebiet früher bekannt für das Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters (Lycaena helle), welcher in den letzten Jahren allerdings leider nicht mehr entlang der östlichen Landesgrenze festgestellt werden konnte. Immerhin finden sich in den feuchten Mähwiesen noch seltene Pflanzen wie der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) oder das Sumpf-Blutauge (Comarum palustre). Heideflächen gelten momentan zu den seltensten Biotopen in Luxemburg. Die Wiederherstellung dieser Kulturlandschaften mit ihren Pflanzen wie der Besenheide (Calluna vulgaris) oder den Sommerwurzen (Orobanche) bietet einen spannenden Lebensraum insbesondere für Reptilienarten wie etwa der Schlingnatter (Coronella austriaca).

Besonderheit Fauna: Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Auf der Suche nach Nahrung besucht der Schwarzstorch (Ciconia nigra) häufig offene Flächen innerhalb von Waldgebieten, wie er sie auch hier im Gebiet in der Talsohle des „Reibaach“ vorfindet. Als Bewohner alter, geschlossener Wälder, die Still- und Fließgewässer aufweisen unterscheidet er sich somit nicht nur vom Aussehen, sondern auch in seinem Verhalten vom Weißstorch (Ciconia ciconia).
In den Feuchtwiesen findet er Beutetiere wie Fische, Amphibien und Wasserinsekten. Während sie in offenen Bereichen jagen, leben sie ansonsten in geschlossenen, meist über 100 ha großen Waldgebieten. Da sich die Anzahl an Schwarzstörche in den letzten Jahren erfreulicherweise in Luxemburg vergrößerte, werden mittlerweile auch kleinere Wälder besiedelt. Der Schwarzstorch reagiert empfindlich auf Störungen und ist menschenscheu, seine Reviere befinden sich anders als beim Weißstorch deshalb entfernt von Siedlungen.

©Patric Lorgé

Besonderheit Flora: Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)

Im westlichen Teil des Gebietes wurden Laubbäume gepflanzt, hauptsächlich Buchen und Eichen, daneben aber auch, in Anpassung an die kleinstandörtlichen Gegebenheiten, Berg-Ahorn und Eschen. Der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) ist dabei eine in Europa weit verbreitete Art und gilt insbesondere forstwirtschaftlich als wichtiger Vertreter seiner Gattung. Der Berg-Ahorn wächst als sommergrüner Baum, der Wuchshöhen von 8 bis 30 Metern erreicht. Einzelexemplare können über 500 Jahre alt werden. Mit aufstrebenden Ästen und einer abgerundeten Krone besitzt er als Solitärpflanze eine eindrucksvolle Gestalt. Waldbaulich dient der Berg-Ahorn neben, der auf geeigneten Standorten vorhandenen hohen Wertleistung, auch als wertvolle Mischbaumart der Bodenverbesserung sowie der ökologischen Bereicherung und gilt als Pionierart, welche auch ärmere Bäume leicht erschließen kann.

©Claudine Felten

WEGBESCHREIBUNG

Das Gebiet ist mittlerweile auch als „Cactusbësch“ ein Begriff. Ein von der Supermarkt-Kette „Cactus“ finanzierter Lehrpfad bringt den Wanderer die verschiedenen Waldlebensräume näher und lädt zu einem wunderschönen Ausflug hoch im Norden des Landes ein.

 

Kategorie: Bestehender Weg

Schwierigkeitsgrad: Mittel

Länge: 6,07 km

Dauer: 02:00 Stunden

Höhenunterschied: 177 m

Kinderwagentauglich: Nein

Didaktische Infrastruktur: Vorhanden