LAGE
EIGENSCHAFTEN
Biotope: Wälder, Mähwiesen, Feuchtbrachen, Fließgewässer
Fläche natur&ëmwelt: 91,94 ha
Natura 2000 Schutzgebiet: LU0002003 Vallée supérieure de l’Our et affluents de Lieler à Dasbourg, LU0001002 Vallée de l’Our de Ouren a Wallendorf-Pont
Nationales Schutzgebiet: /
Region: Eisleker Dallsystem – Iewescht Ourdall
Gemeinde: Clervaux
WANDERWEG
Distanz: 29,01 km / Schwierigkeit: schwer
BESCHREIBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES
Das Ourtal ist das wohl schönste naturnahe Flusstal Luxemburgs und eines der bevorzugten Aktionsfelder der Stiftung von natur&ëmwelt. Die „Our“ entspringt auf 643 m Höhe in Belgien in der Gemeinde Büllingen beim „Losheimergraben“ und mündet in Luxemburg nach 96 km in die „Sauer“ bei Wallendorferbrück (177 m Höhe). Ab dem Europadenkmal am Dreiländereck Belgien-Deutschland-Luxemburg, in der Nähe der Ortschaft Ouren, bildet die „Our“ bis zur Mündung fast vollständig die deutsch-luxemburgische Grenze als gemeinsam verwaltetes Kondominium. Das Ourtal ist grenzüberschreitend durch das Natura 2000 Netzwerk europäisch geschützt. In Luxemburg umfasst das Natura 2000 Habitat-Schutzgebiet des Ourtals (LU0001002) 5.675,92 Hektar. Das obere Ourtal bis nach Dasbourg ist zudem als Natura 2000 Vogelschutzgebiet ausgewiesen (LU0002003). Die Stiftung besitzt in diesem Gebiet rund 90 ha Wald, Weiden, Feuchtbrachen und Mähwiesen, welche einen der schönsten Besitztümer, die „Kalborner Mühle“ umrahmen.
Von der Mühle zum Erlebniszentrum
Die „Kalborner Mühle“ blickt auf eine fast 300-jährige Geschichte zurück und wird heutzutage im Bereich des Naturschutzes genutzt. 1997 konnte die ehemalige Mühle der Ortschaft Kalborn erworben werden. Seit 2007 wurden die historischen Gebäude – dank der Unterstützung von EU-Projekten (LIFE) und nationalen Partnern (L’Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte, MECDD) -schrittweise renoviert und beherbergen mittlerweile die Zuchtstation für Süßwassermuschel, das Wassererlebniszentrum (WEZ) und einen Natura 2000-Ausstellungsraum. Das Gelände liegt direkt an der „Our“ und ist nahezu naturbelassen. Die ca. 2 ha große Talwiese neben der Mühle wird als extensive Mähwiese benutzt und einmal im Jahr nach dem 15ten Juni gemäht. Zusätzlich wurden in den letzten Jahren Solitär- und Obstbäume gepflanzt. Der südliche Teil der Wiese wird von einem kleinen Wassergraben durchzogen, welcher auch für die Muschelzucht benutzt wird. Außerdem gibt es in diesem Bereich zwei kleine Tümpel. Das Gebiet umfasst ebenfalls den alten Mühlengraben sowie das im Rahmen eines Interreg-Projektes durchgängig gemachte alte Wehr der „Kalborner Mühle“. Auf dem Gelände befindet sich zudem ein pädagogischer Garten, welcher anhand von Informationstafeln aufzeigt, wie man selbst mit einfachen Mitteln „mehr Natur und Biodiversität“ rund ums Eigenheim schaffen kann.
Das Wassererlebniszentrum (WEZ) ist ein Umweltbildungszentrum, welches 2016 eröffnet wurde. Schüler (Grundschule, Gymnasium/Lyzeum) und Universitäten sowie private Gruppen können im WEZ im Rahmen von verschiedenen Kursen mehr über das aquatische Leben erfahren. Die Kurse wurden so aufgestellt, dass sie eine spannende Ergänzung für den Biologieunterricht sind. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kalbermillen.lu.
Die Muschelzuchtstation sorgt für die Aufzucht von zwei bedrohten Arten: Der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und der Bachmuschel (Unio crassus). Das Ziel der Zucht ist die Wiedereinführung dieser beiden Muschelarten in geeigneten Bächen in der Großregion (Luxemburg, Belgien und Deutschland). Die Zuchtstation kann im Rahmen von Exkursionen und Führungen besucht werden. Im Natura 2000-Ausstellungsraum können die Besucher die europäischen Schutzgebiete, ihre Lage in Luxemburg und in Europa sowie die Besonderheiten des Ourtals kennenlernen.
Neben der „Kalbermillen“ zählen auch zahlreiche Waldparzellen zum Gebiet. Hier findet man noch naturnahe Schluchtwälder, zahlreiche schützenswerte, sogenannte Biotopbäume, Felsbiotope und Lohhecken. Die noch zahlreichen Fichtenbestände werden von der Stiftung nach und nach in Laub- und Mischwälder umgewandelt.
FAUNA UND FLORA
Natürlich handelt es sich bei der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und der Bachmuschel (Unio crassus) um die „Highlights“ des Gebietes. Die „Our“ selber sowie der Mühlengraben sind allerdings der Lebensraum für eine Vielzahl von weiteren Wasserorganismen wie das Bachneunauge (Lampetra planeri), die Groppe (Cottus gobio) oder verschiedene bedrohte Libellenarten. Die verhältnismäßig gute Wasserqualität erlaubt es entlang der „Our“ den Eisvogel (Alcedo atthis) beobachten zu können. Beiderseits des Ourtales erstreckt sich das Eislék in Luxemburg und das Islek in Deutschland. In Luxemburg besteht das Plateau hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Flächen zwischen den Siedlungen. Ein gern gesehener Brutvogel dieses Plateaus ist der Rotmilan (Milvus milvus). Die zahlreichen Wälder sind Heimat für typische Waldbewohner wie der Uhu (Bubo bubo), der Schwarzspecht (Dryocopus martius), der Schwarzstorch (Ciconia nigra), die Waldohreule (Asio otus) oder die Wildkatze (Felis silvestris).
Die Laubwälder werden von Buchen- und Eichenarten dominiert. In den Feuchtwiesen findet man Pflanzen wie den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), das Sumpfblutauge (Comarum palustre) oder den Teufelsabbiss (Scabiosa succisa).
Besonderheit Fauna: Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) ist eine Art, die sehr empfindlich auf die Qualität des Wassers und auf zu viel Feinsedimente reagiert. Halb vergraben im Flussbett, bevorzugt Flüsse, die sommerkühl und nährstoffarm sind. Ihr komplexer Lebenszyklus, ihre ökologischen Ansprüche und ihre hohe Lebenserwartung machen sie zu einer Schirmart: Wenn man sie schützt, schützt man ein ganzes Ökosystem. Flussperlmuscheln liefern bedeutende Ökosystemdiente und müssen deshalb unbedingt geschützt werden: Sie kann bis zu 50 Liter Wasser pro Tag filtrieren!
Leider ist die Flussperlmuscheln vom Aussterben bedroht und kommt in Luxemburg nur noch wegen der Nachzucht in der „Kalbermillen“ vor.
©Niepagenkemper
Besonderheit Fauna:
Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
Beim Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) handelt es sich um eine typische Art der wechselfeuchten Nass- und der Moorwiesen. Pflanzensoziologisch wird sie den Pfeifengras- und Sumpfdotterblumenwiesen zugeordnet. Da der Lebensraum der Feuchtwiesen in den letzten Jahrzehnten immer seltener wurde, gehört auch der Große Wiesenknopf mittlerweile zu den bedrohten Pflanzenarten Luxemburgs.
WEGBESCHREIBUNG
natur&ëmwelt empfiehlt eine Kombination aus zwei bestehenden Pfaden, um den wilden Teil des oberen Ourtals zu entdecken. Der vorgeschlagene Wanderweg führt vorbei an Schluchtwäldern und außergewöhnlichen Aussichtspunkten. Wem die Distanzen dieser vorgeschlagenen Route zu groß sind, kann auch die ausgeschilderten Wanderwege einzeln bewandern. Der Éislek Pad Kalborn ist auf knapp 10 km eine weitere Alternative um das Gebiet zu entdecken.
Name: Nat´Our Route 1 + Éislek Pad Heinerscheid
Startpunkt: Cornelyshaff, 83, Hauptstrooss L-9753 Heinerscheid oder Dreiländereck oder Maison 1, L-9758 Tintesmühle
Kategorie: Zusammengelegter Weg
Schwierigkeitsgrad: Schwer
Länge: 29,01 km
Dauer: 8:00 Stunden
Höhenunterschied: 773 m
Kinderwagentauglich: Nein
Didaktische Infrastruktur: Vorhanden