Windkraft auf Kosten der Natur?

Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit von natur&ëmwelt a.s.b.l. wurden kürzlich die Überreste eines Rotmilans in unmittelbarer Nähe einer Windkraftanlage des Windparks Weiler gefunden. Es ist anzunehmen, dass das Tier von der Anlage erfasst und dabei tödlich verletzt wurde. 

Die Gemeinde Wincrange scheint unter den Rotmilanen sehr beliebt zu sein, denn hier kommen diese Greifvögel in besonders hoher Dichte vor. Laut der Centrale ornithologique von natur&ëmwelt brüten auf einer Fläche von 113,4 km2 ca. 12-15 Rotmilanpaare.

Während den Untersuchungen von natur&ëmwelt zum Bruterfolg der Rotmilane in der Gemeinde, wurden im Juni 2018 die Überreste (Federn) eines Rotmilans 130 m neben einer Windkraftanlage gefunden. Auf Grund der außerordentlich geringen Distanz zum Windrad und der Tatsache, dass ein Tod durch natürliche Feinde nur äußerst selten vorkommt, ist anzunehmen, dass dieses Tier durch die Windkraftanlage tödlich verletzt wurde. Ein endgültiger Beweis hierfür kann wie so oft nicht geliefert werden, da der Kadaver des Milans gefressen wurde. Schlagopfer, die an Windrädern verenden, werden häufig von Fressfeinden gefunden und verspeist, bevor sie vom Menschen gefunden werden können. Diese Tatsache erklärt, warum dieser Fund nicht als Einzelfall abgehandelt werden sollte. Die Dunkelziffer an Schlagopfern ist weit höher als die Anzahl der aufgefundenen Opfer.

Der Fund des Rotmilans zeigt, dass Windkrafträder an naturschutzfachlich kritischen Standorten, wie beispielsweise in der Nähe von Rotmilan-, Schwarzstorch- oder Uhu-Brutplätzen nicht genehmigt werden dürfen. Sollten sich windkraftsensible Arten nach dem Bau von Anlagen ansiedeln, so müssen diese während der Brutzeit von Mitte März bis Mitte August abgeschaltet werden. Da sich unweit des Fundortes im Windpark Weiler ein Rotmilan Brutpaar angesiedelt hat, sind auch diese Tiere, solange die Anlage dreht, gefährdet. natur&ëmwelt a.s.b.l. hat den Wirtschaftminister Etienne Schneider, die Umweltministerin Carole Dieschbourg und den Betreiber Oekostroum Weiler in einem Schreiben[1] über diesen Fund informiert und fordert eine Abschaltregelung dieser Anlage während der Brutzeit.

natur&ëmwelt a.s.b.l. unterstützt Initiativen zum Schutz des Klimas, an erster Stelle das Energiesparen, aber auch die Weiterentwicklung von Anlagen zum Erzeugen von erneuerbarer Energie. Es gilt jedoch, wie wiederholt kundgetan wurde, den Klimaschutz nicht auf Kosten des Naturschutzes voranzutreiben. Bei bestehenden Windkraftanlagen müssen lösungsorientierte Maßnahmen ergriffen werden, um so dem weiteren Artensterben bestmöglich entgegenzuwirken. Planvorhaben von künftigen Anlagen müssen die avifaunistischen Auflagen des gewählten Gebietes strengstens berücksichtigen, denn auch Luxemburg trägt eine große Verantwortung für den Erhalt zahlreicher gefährdeter Vogelarten.

Rotmilan an Windkraftanlange in Deutschland (c) natur&ëmwelt