Kaleburn

LAGE

EIGENSCHAFTEN

Biotope: Feuchtwiesen und -brachen, Torfmoor und Moorbirken-Bruchwald, Überreste des Hoffelter Kanals

Fläche natur&ëmwelt: 10,34 ha

Natura 2000 Schutzgebiet: LU0002002 Vallée de la Tretterbaach et affluents de la frontière à Asselborn, LU0001042 Hoffelt – Kaleburn

Nationales Schutzgebiet: ZPIN32/ZH09 Kaleburn

Region: Eisleker Plateau – Nordwesten

Gemeinde: Wincrange

WANDERWEG

Distanz:  9,88 km  /  Schwierigkeit: mittel

BESCHREIBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES

Gelegen in der Gemeinde Wincrange, erstreckt sich in unmittelbarer Umgebung zur Ortschaft Hoffelt das Naturschutzgebiet „Kaleburn“ auf über etwa 80 Hektar. Neben einem Komplex an Feuchtwiesen, welche ein Rückzugsort für seltene Amphibien- und Schmetterlingsarten sind, ist das Gebiet vor allem als Reliktstandort eines alten Torfmoores bekannt. Das Gebiet wurde am 28.02.2017 als Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung klassifiziert und ist Teil des Natura 2000-Netzwerkes.
natur&ëmwelt besitzt im Schutzgebiet 10,34 Hektar Land, darunter auch die 6,7 Hektar historisch extrem wertvollen Überreste des „Hoffelter Kanal“. Kanal?  Ja, in Hoffelt läuft der Bach „Kaleburn“ nämlich durch ein einmaliges, von Menschenhand geschaffenes Tal, den Überresten des sogenannten Hoffelter Kanals, welcher als kulturelles Erbe der Region eine interessante Geschichte besitzt.

 

Ein Kanal und ein Niedermoor: Zeugen einer bewegten Geschichte

1825 reifte bei Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg, damals König der Niederlande und des Großherzogtums Luxemburg, die Idee, einen Kanal zwischen „Meuse“ und „Mosel“ zu bauen um die Ortschaften Lüttich und Wasserbillig miteinander zu verbinden. Aus dieser Idee wurde schnell Wirklichkeit, konkrete Pläne entstanden und erste Bautätigkeiten wurden unternommen. Vorgesehen war ein Kanal von 300 km Länge, ausgestattet mit über 200 Schleusen, um die Höhenmeter zu überwinden. Die arme Bevölkerung der Ardennen, welche zu dieser Zeit unter einer schweren Wirtschaftskrise leiden musste, erhoffte sich durch diesen Kanal neue Impulse für die Region. Man muss dabei bedenken, dass es zu dieser Zeit eigentlich nur zwei Transportmittel gab um Güter von A nach B zu bringen: Pferdekutschen und Boote. Da die ersten Züge erst 1859 durch Luxemburg fuhren, war die Vorstellung eines neuen befahrbaren Transportweges auf dem Wasser zwischen Lüttich und Wasserbillig natürlich eine interessante Vorstellung.
Das Herzstück des Kanals sollte zwischen den Ortschaften Buret und Hoffelt entstehen. Getrennt durch eine Wasserscheide mit unterschiedlichen Einzugsgebieten gab es an diesem Standort nur eine Möglichkeit um den Kanal zu bauen: er sollte unterirdisch verlegt werden. Nach dreieinhalb Jahren Arbeit waren bereits 1.130 m der vorgesehenen 2.528 m an diesem Standort fertiggestellt. Doch die belgische Revolution machte der Vollendung einen Strich durch die Rechnung, die Angestellten legten ihre Arbeit nieder. Die Erschaffung einer politischen Grenze zwischen Luxemburg und Belgien sowie der Bau der Eisenbahn im Jahre 1839 beendeten endgültig die verwegenen Pläne.
Doch auch heute sind die damaligen Arbeiten noch sichtbar und durch Menschenhand entstand an diesem Standort eine Insel der Biodiversität. Von 2011 bis 2017 konnte natur&ëmwelt die 1 Kilometerlange Schneise flussaufwärts von Hoffelt erwerben und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Hier gruben damals die Arbeiter den Zugang zum Tunnel, welche auf Luxemburger Seite leider nie angefangen wurde.
Neben diesem kulturellen Zeitzeuge besitzt die Stiftung jedoch auch weitere Flächen im Gebiet, welche vor allem für Naturfreunde viel zu bieten haben. Umgeben von Nadel- und Laubwäldern befindet sich im Zentrum des Kaleburen ein artenreiches Feuchtgebiet. Aufgrund der besonderen Lage (Ardenner Hochplateau mit einer leichten Senke, undurchlässige Bodentypen, hohe Niederschlagsmengen sowie niedrige Jahresdurchschnittstemperaturen) konnte sich an dieser Stelle ein Niedermoor, welches heute ein Rückzugsgebiet für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten darstellt, entwickeln. Damit dieses naturnahe Schmuckstück erhalten und der Offenlandcharakter bestehen bleibt, werden die Fläche von der Stiftung gepflegt. Entbuschungen und Mäharbeiten sorgen dafür, dass der Offenlandcharakter erhalten bleibt.

FAUNA UND FLORA

Das Niedermoor ist bekannt für das Vorkommen der Moor-Birke (Betula pubescens) sowie zahlreicher Torfmoose. Untersuchungen haben ergeben, dass im Kaleburen insgesamt 61 Moos-Arten, darunter 19 Torfmoose, vorkommen, weshalb das Gebiet als „Hot-Spot“ Luxemburgs im Bereich der Bryologie (Wissenschaft von Moosen) gilt. Da die sogenannten Torfmoose in Luxemburg eine absolute Seltenheit sind, ist es unabdingbar dieses Gebiet auf nationaler und europäischer Ebene zu schützen.
Feuchtbrachen und Schlangenknöterich-Wiesen umrahmen diesen vorrangig zu erhaltenden « moorigen Hotspot ». Hier findet man typische und seltene Pflanzen der Feuchtwiesen des Öslings: Spitzblütige Binsen (Juncus acutiflorus), Blasen-Segge (Carex vesicaria), Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Sumpf-Veilchen (Viola palustris), schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium), Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) oder auch der Fieberklee (Menyanthes trifoliata).
Die von Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) geprägten Feuchtwiesen bieten zwei Glazialrelikten, dem Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) und dem Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle), Eiablageplätze. Eine echte Seltenheit für das Ösling ist das Vorkommen des Kammmolches (Triturus cristatus). Im Gutland mittlerweile wieder stärker vertreten, ist die größte Molchart Luxemburgs im Norden des Landes extrem selten und kommt nur noch in den Tümpeln im „Kaleburn“ vor.

Besonderheit Fauna: Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)

Der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) ist ein Schmetterling aus der Familie der Bläulinge. Wie die meisten sogenannten Glazialrelikte zählt der Blauschillernde Feuerfalter zu den boreal-montanen Arten. In Luxemburg kommt dieser kleine Falter nur im Ösling vor. Dabei ist seine Verbreitung eng an die seiner einzigen Futterpflanze, dem Schlangenknöterich (Bistorta officinalis), gebunden. Diese Wirtspflanze kommt vor allem in extensiv genutzten Feuchtgebieten vor, für den Feuerfalter sind zudem Hecken und Bäume, die ihm als Windschutz dienen, wichtig. Aufgrund seiner geringen Größe und seiner Seltenheit ist es schwer diesen Falter zu beobachten. Das Männchen beeindruckt durch seine orange-braun gefärbten Flügel, die je nach Lichteinfall violett-blau schillern. Die dominanten Farben des Weibchens sind orange und braun. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft, der Entwässerung von Feuchtgebieten sowie dem Verbuschen des Offenlandes ist sein Lebensraum stark bedroht. Der Blauschillernde Feuerfalter gilt als Schirmart, durch seinen Schutz werden gleichzeitig auch weitere typische Arten dieses Habitats geschützt. Der „Kaleburn“ ist als Gebiet in der Entomologie (Insektenkunde) vor allem dadurch bekannt worden, dass hier 1978 die erste Beobachtung von Lycaena helle auf luxemburgischen Territorium von Marcel Hellers gemacht wurde.

Besonderheit Flora: Schlangenknöterich (Bistorta officinalis)

Der Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) ist eine essbare Pflanze, die früher medizinisch genutzt wurde. Er ist typisch für die Feuchtgebiete des Öslings und hat sehr charakteristische, rosafarbene Blüten. Der Schlangenknöterich ist als Wirtspflanze für das Überleben des Blauschillernden Feuerfalters (Lycaena helle) unerlässlich. Der Schmetterling legt seine Eier nur auf den Blättern dieser Pflanze ab, welche anschließend die exklusive Nahrung seiner Raupen ist.

WEGBESCHREIBUNG

Mit dem „Autopédestre Hoffelt“ kann das Naturschutzgebiet „Kaleburn“ entdeckt werden. Der Weg führt durch den „Hoffelter Kanal“, Informationstafeln geben spannende Eindrücke über die Geschichte dieses Kulturerbe. Auch der „Escapardenne Éislek“ Trail führt durch dieses Naturschutzgebiet.

 

Name: Auto-Pédestre Hoffelt

Startpunkt: Barteshaus, Am Huälleweeg 29, L-9960 Hoffelt

Kategorie: Bestehender Weg

Schwierigkeitsgrad: Mittel

Länge: 9,88 km

Dauer: 02:30 Stunden

Höhenunterschied: 165 m

Kinderwagentauglich: Nein

Didaktische Infrastruktur: Vorhanden