Ein Plan um die Welt zu retten

EU-Kommission veröffentlicht die angekündigte ”Farm-to-Fork”-Strategie und die Biodiversitätsstrategie

Nach mehrfachen Verzögerungen hat die Europäische Kommission heute ihre, mit Spannung erwartete, Biodiversitäts- und « Farm to Fork »-Strategien veröffentlicht. Diese Dokumente halten die Hauptpunkte der Biodiversitäts- und Lebensmittelpolitik der EU für das kommende Jahrzehnt fest und sind Schlüsselkomponenten des europäischen Green Deals. Diese Strategien, die mitten in der COVID-19-Pandemie verabschiedet wurden, stellen auch ein zentrales Element des Corona-Krisenbewältigungsplans der EU dar.

Die simultane Veröffentlichung der « Farm to Fork »-Strategie und der Biodiversitätsstrategie ist sowohl essentiell als auch bemerkenswert, weil somit die intensive Landwirtschaft und die Fischerei als die größten Triebkräfte für den Verlust der Artenvielfalt anerkannt und angegangen werden und die Wichtigkeit der Biodiversität und ihrer Förderung endlich bestätigt wird. Mit der gleichzeitigen Publizierung beider Strategien setzt die EU das Zeichen, dass zerstörerische, nicht nachhaltige Ernährungssysteme in Europa nicht länger die Norm sein dürfen. Die neuen Fahrpläne zeigen auch, dass die Kommission wichtige Lehren aus der COVID-19-Pandemie erkannt und umgesetzt hat: der gesunde Planet als Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben von Menschen und Tieren, politische Entscheidungen, die auf der Wissenschaft basieren müssen und die Wichtigkeit auf Krisen zu reagieren, bevor sie außer Kontrolle geraten.

Die EU-Kommission hat mit den beiden Strategien gleich mehrere radikale Entscheidungen gefällt und setzt Ziele, die den Zustand der Natur in Europa tatsächlich nachhaltig verbessern könnten:

  • 30%-ige Erhöhung des Anteils an Naturschutzgebieten an Land und auf See. Ein Drittel dieser Gebiete soll streng geschützt werden, was heißt, dass dort keine menschliche Aktivität stattfinden darf.
  • 50%-ige Reduzierung des Pestizideinsatzes, sowohl in Bezug auf die Menge als auch auf die Toxizität.
  • 10% des Ackerlandes sollen mit Biodiversitätselementen, wie Hecken und Blühstreifen, wiederhergestellt werden um zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beizutragen.
  • Einführung verbindlicher, EU-weiter Ziele für die Wiederherstellung der Natur, um wichtige großräumige Ökosysteme wie Torfgebiete, Feuchtgebiete, Wälder und Meeresökosysteme wiederherzustellen, die allesamt für den Erhalt der biologischen Vielfalt und für die Eindämmung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung sind.
  • Verbrennung von Biomasse, wie etwa von Bäumen, zur Energiegewinnung minimieren.

Mit diesen Fahrplänen könnte die EU tatsächlich die weltweite Leaderrolle in puncto Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise übernehmen. Diese Dokumente sind unentbehrlich, denn ohne eine globale und radikale Veränderung werden bis zu einer Million Arten aussterben und wenn die globale Erwärmung 1,5 °C übersteigt, ist selbst das Überleben der Menschheit in Gefahr [1].

Diese beiden Strategien beherbergen das Potential den Verlauf unserer planetaren Krisen nachhaltig zu verändern. Dies geht jedoch nur mit der Unterstützung und der Umsetzung durch die 27 Mitgliedstaaten.

natur&ëmwelt a.s.b.l. begrüßt die neuen EU-Strategien, die vorgeben wie das neue “Normal” aussehen soll, welches unser Planet so dringend braucht. Die EU-Kommission hat hiermit bewiesen, dass sie auf die Wissenschaft hört und das Versprechen, einen Wandel einleiten zu wollen, hält. Um den Wandel tatsächlich in Realität umzusetzen, müssen die Regierungen diese Vorschläge nun tatkräftig unterstützen und die Gesellschaft aus der gegenwärtigen Klima- und Biodiversitätskrise herausführen.

Quellen:

[1] The global assessment report on Biodiversity and Ecosystem Services – Summary for Policymakers (2019). Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Verfügbar unter:
https://ipbes.net/sites/default/files/2020-02/ipbes_global_assessment_report_summary_for_policymakers_en.pdf

Für weitere Informationen:
Mathieu Wittmann; m.wittmann@naturemwelt.lu; 29 04 04 1