Offener Brief – Besorgniserregende Zustände in Naturschutzgebieten Luxemburgs

Bezüglich den besorgniserregenden Zuständen in den Naturschutzgebieten Luxemburgs, hat natur&ëmwelt einen offenen an Ministerin Carole Dieschbourg, Minister François Bausch und Minister Lex Delles geschrieben:

Anhand des vorliegenden Schreibens möchte natur&ëmwelt a.s.b.l., mit seinen lokalen Naturschutzvereinen und ehrenamtlichen Mitarbeitern im ganzen Land, seine Besorgnis bezüglich der derzeitigen Zustände in den Naturschutzgebieten Luxemburgs ausdrücken.

Die aktuelle Krise hat den durchaus positiven Begleiteffekt, dass viele Menschen die Ruhe und die Natur in Luxemburg genießen und entdecken möchten. Dies ist generell begrüßenswert, denn eine Grundauffassung unsererseits ist es, dass man die Naturräume kennen und wertschätzen muss um sie schützen zu können.

Allerdings sind viele unserer bemerkenswerten Naturräume und Schutzgebiete nicht auf den aktuellen Besucherdruck eingerichtet. Viele Besucher sind zu wenig informiert und so führen mancherorts Unwissenheit und Ignoranz zu unangemessenem Verhalten mit teils dramatischen Konsequenzen.

Werden Kiesflächen zum Beispiel im Naturschutzgebiet „Haff Réimech – Baggerweieren“, die zurzeit Vogelarten wie dem Flussregenpfeifer als Brutplatz dienen, als Liegeflächen oder Bolzplatz genutzt, hat dies fatale Folgen für die Brut dieser Arten. Sogar nach Öffnung des Schwimmweihers in Remerschen konnte im nahegelegenen geschützten Gebiet immer noch festgestellt werden, dass Menschen und Hunde die Wasserflächen, die eigentlich nicht zum Baden freigegeben sind trotzdem dazu nutzen, und so auch hier teils seltene Brutvögel bei der Jungenaufzucht stören.

Auch Müllablagerungen und andere menschliche Hinterlassenschaften nach Picknicks und Feiern im Freien wurden in den letzten Wochen von zahlreichen Standorten gehäuft gemeldet und veröffentlicht. Sogar Bilder von Fuchskot der einen Gummihandschuh enthielt haben uns bereits erreicht. Augenscheinlich erreichen die aktuellen, teils sogar regional angepassten Informationskampagnen immer noch nicht alle Besucher der Gebiete – ein Problem, wenn dadurch die Vermehrung etlicher, oft selten gewordener Tier- und Pflanzenarten gestört wird.

Die Kampagne #vakanzdoheem und das vermehrte Wertschätzen der heimischen Naturräume begrüßen wir überaus. Damit wir aber auch nach diesem Sommer daheim weiterhin die Vielfalt und Schönheit unserer Natur genießen können, ist es unumgänglich:

  • die Öffentlichkeit vermehrt über das richtige Benehmen in den Naturschutzgebieten und generell in der Natur zu informieren,
  • ausreichend Präsenz durch gut informierte und geschulte Beamte zu gewährleisten, die in der Lage sind zu erklären, zu begründen und zurecht zu weisen,
  • die Natur und unsere Naturschutzgebiete konsequent zu schützen indem die Einhaltung der Gesetze gefordert wird und ihr Nichtbeachten entsprechend sanktioniert wird, und
  • die Berichterstattung über Verstöße und Sanktionen zu fördern.

Unsere Natur kennen zu lernen, zu entdecken und mit ihrer ganzen Lebendigkeit und Vielfalt erleben zu können ist ein wertvolles Privileg, welches wir schätzen und wahren sollten. Gerade deshalb ist es wichtig #vakanzdoheem in der Natur zu unterstützen um so das Bewusstsein für ihren Wert zu schärfen, ohne sie zu entwerten.

Falls Luxemburg sich nach den besorgten verbalen Äußerungen zum Stand der lokalen Natur auch tatsächlich für die Biodiversität stark machen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt dafür gekommen.

Unsere Gesundheit, unsere Natur und die folgenden Generationen werden Ihnen dankbar sein.

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrte Herren Minister, wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Verständnis gegenüber diesem Schreiben, aber vor allem gegenüber der Natur und der Umwelt.