LAGE
EIGENSCHAFTEN
Biotope: Feuchtwiesen und -brachen, Tümpel, Weiher
Fläche natur&ëmwelt: 73,96 ha (+ Gebiet Stauwelsbaach)
Natura 2000 Schutzgebiet: LU0002001 Vallée de la Woltz et affluents de la source à Troisvierges, LU0001038 Troisvierges – Cornelysmillen
Nationales Schutzgebiet: in Ausweisung
Region: Eisleker Plateau – Norden
Gemeinde: Troisvierges
WANDERWEG
Distanz: 17,00 km / Schwierigkeit: schwer
BESCHREIBUNG DES NATURSCHUTZGEBIETES
Gelegen im Norden des Landes, unmittelbar an der belgischen Grenze auf einer Höhe zwischen 420 bis 470 Meter ü.d.M., befindet sich das Natura 2000 Schutzgebiet „Troisvierges – Cornelysmillen“. Über 381,57 ha umfasst das Gebiet die Einflussgebiete der Flüsse und Bäche „Woltz“, „Weierbaach“, „Kléngelbaach“, „Boburen“, „Brellbaach“, „Rénkebaach“ und „Stauwelsbaach“. Nachdem natur&emwelt Fondation Hellef fir d’Natur 1984 die ersten Flächen im Gebiet kaufen konnte, besitzt die Stiftung mittlerweile mit 73,96 ha in diesem Gebiet ihr größtes zusammenhängendes Naturreservat.
Die Landschaft erinnert dabei an die des Hohen Venn und vereint zahlreiche verschiedene Biotope wie Bäche, Tümpel, Weihern, Mähwiesen und Feuchtbrachen, welche sich durch den undurchlässigen Ton auf Devon-Schiefer bilden konnten. Diese pedologischen Merkmale kommen gerade der Vogelwelt zugute: Zahlreiche bedrohte Vogelarten der roten Liste haben in diesem Feuchtgebiet einen Rückzugsort gefunden.
Geschichte und Schutzmaßnahmen
Land- und Forstwirtschaft haben die Landschaft seit Jahrhunderten geprägt. Durch eine ehemals extensive, vielfältige Nutzung der Feuchtgebiete als Mähwiesen oder Weiden sind die zahlreichen Vegetationstypen entstanden, welche die Kulturlandschaft des Gebietes ausmachen. Außerdem wird das Gebiet von 2 Eisenbahnlinien geprägt, der Linie Luxemburg-Lüttich und der Verbindung St. Vith-Elwen, Zweitere seit den 50er Jahren unbefahren und rezent in die viel befahrene Fahrradpiste „Vennbahn“ umgewandelt.
Als die traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung nicht mehr wirtschaftlich rentabel genug war, fiel ein Großteil der Flächen brach und verbuschte kontinuierlich. An anderen Stellen wurden die „unrentablen“ Feuchtwiesen mit Fichten bepflanzt, da man durch die Forstwirtschaft immerhin noch etwas Geld verdienen konnte. Dadurch verloren zahlreiche typische Arten des Offenlandes ihren Lebensraum.
Heute wird ein Großteil der Flächen von natur&ëmwelt Fondation Hëllef fir d’Natur bewirtschaftet und gepflegt. Zahlreiche Fichtenbestände wurden entfernt und die ursprüngliche Mosaiklandschaft wurde wiederhergestellt. Die Fichten-Kahlschlägen konnten mit Schafen beweidet werden und der Offenland-Charakter kam zurück. Auch heute noch werden zahlreiche Flächen mit Hilfe einer lokalen Wanderschäferei bewirtschaftet. Unterstützendes Entbuschen sowie Mähen der Parzellen mit adaptiertem Material verhindert das Aufkommen störender Elemente wie Gebüsche, Wiedervernässung von trocken gelegten Feuchtbrachen, sowie Pflanzungen von Hecken und Gehölzstrukturen fördern ebenfalls die Rückkehr oder den Erhalt seltener Arten. Die ehemaligen Fischteiche wurden von natur&ëmwelt so umgestaltet, dass sie einen geeigneten Lebensraum für aquatische Lebewesen und Wasservögel bilden. Zwischen 2012 und 2017 hat das von der EU geförderte LIFE Eislek (www.life-eislek.eu) Projekt auch auf der „Cornelysmillen“ gewirkt. Hier wurden Maβnahmen durchgeführt zum Erhalt der charakteristischen Feuchtwiesenlandschaft der Luxemburger Ardennen, und spezifisch für 3 repräsentative Zielarten: der blauschillernde Feuerfalter, der Neuntöter und das Braunkehlchen. Diese Arbeiten werden bis heute fortgesetzt. In den letzten Jahren wurden deshalb auch zahlreiche neue Tümpel angelegt oder bestehende Kleingewässer optimiert, welche heute einen idealen Lebensraum für Amphibien bilden.
Das Netz der Stiftungsländereien wird durch Landankauf vergrößert und vervollständigt. Bereits 1981 konnte eine erste Parzelle, damals noch von der LNVL gekauft und gesichert werden. Seitdem intensiviert die Stiftung den Ankauf und die angekauften Flächen werden anschließend im Sinne der Zielarten restauriert.
FAUNA UND FLORA
Die Artenvielfalt im Natura 2000 Gebiet „Troisvierges-Cornelysmillen“ (Inventar Dossier de classement 1993) besteht aus 36 Pflanzengesellschaften mit 258 verschiedenen Pflanzen, davon 20 Rote-Liste-Arten. Früh im Jahr blüht bereits die Sumpfdotterblume (Caltha palustris); die Feuchtwiesen erstrahlen dann in einem wunderschönen Gelb. Später im Jahr werden die Flächen von einem rosa Teint dominiert, wenn der Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) zu Beginn des Sommers anfängt zu blühen. Sehr seltene Pflanzenarten wie etwa die Gewöhnliche Moosbeere (Oxycoccus palustris), das schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium), das Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) oder der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) haben in diesem Gebiet ihren letzten Rückzugsraum gefunden. Als Natura 2000 Vogelschutzgebiet ist das Gebiet vor allem wegen seiner Vogelwelt bekannt und gilt als eines der vogelreichsten Gebiete im Nordwesten Luxemburgs. Von 89 beobachteten Vogelarten stehen 20 auf der Roten Liste! Auf Grund der großflächigen Feuchtbrachen und renaturierten Teichanlagen fühlen sich zahlreiche Vögel sowohl in ihrer Brutzeit als auch während des Vogelzuges hier besonders wohl. Zwischen Juli und August ist etwa der Schwarzstorch (Ciconia nigra) auf Besuch. Feuchtwiesen und Fließgewässer von guter Qualität sind unabdinglich für das Auftreten dieses scheuen Schreitvogels. Die Schafstelze (Motacilla flava), das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), der Kiebitz (Vanellus vanellus) oder der Neuntöter (Lanius collurio) sind weitere seltene Arten, die im Gebiet vorkommen. In den kälteren Monaten kann man Arten wie die Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus), den Bergpieper (Anthus spinoletta) oder die Rohrweihe (Circus aeruginosus) beobachten.
In einem Gebiet, welches von Weihern, Tümpeln und Bächen dominiert wird, hat mittlerweile auch der Europäische Biber (Castor fiber) eine Heimat gefunden. Der Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) ist an seine Wirtspflanze, den Schlangenknöterich, gebunden. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern dieser Pflanze. Er fliegt in einer Generation zwischen Ende Mai und Anfang Juli. Gleiches gilt auch für den Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle), der in den Feuchtwiesen des Gebietes letzte Refugien gefunden hat. Hier kommen auch andere seltene Schmetterlingsarten vor wie etwa der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina), der Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) und der Braunfleckige-Perlmuttfalter (Boloria selene). Die zahlreichen Tümpel bieten einen interessanten Lebensraum für eine Vielzahl an Amphibienarten. Auch der Huldanger Tunnel, welcher ehemals von der Eisenbahnlinie „Vennbahn“ durchquert wurde, stellt ein schützenswertes Biotop dar. So konnte man hier gleich 13 Fledermausarten feststellen, darunter Exemplare, welche es nur im Naturschutzgebiet „Cornelysmillen“ gibt.
Besonderheiten Fauna: Europäischer Biber (Castor fiber)
Seit einigen Jahren kann die Stiftung auf einen weiteren Verwalter der Feuchtgebiete zählen: Der Europäische Biber (Castor fiber) hat hier ein großes Vergnügen daran, das Gelände samt Bäumen und Bächen neu zu gestalten. Der Europäische Biber war in Luxemburg seit dem 19. Jahrhundert ausgestorben. Aufgrund des europaweiten Schutzes und einiger Wiederansiedlungsprojekte konnte sich Europas größtes Nagetier wieder nach und nach ausbreiten. Um die Jahrtausendwende sind wohl die ersten Individuen aus Belgien und Deutschland nach Luxemburg eingewandert und haben sich unter anderem an der „Cornelysmillen“ niedergelassen. Der Biber wird auch als Architekt des Tierreiches bezeichnet und verändert durch das Fällen von Bäumen und das Bauen von Dämmen die Landschaft. Aufgrund der Größe des Gebietes hat der Biber im Naturschutzgebiet „Cornelysmillen“ komplett freie Hand und sorgt für eine Wiedervernässung von Wiesen und einer Renaturierung der Bäche.
Besonderheiten Flora: Gewöhnliche Moosbeere (Oxycoccus palustris)
Die Gewöhnliche Moosbeere (Oxycoccus palustris) verteidigt an der Cornelysmillen ihren letzten Standort in Luxemburg. Diese Beerenpflanze, deren Stämme sich zu dünnen, zierlichen Fäden zurückgebildet haben, ist eng mit der amerikanischen „Cranberry“ verwandt und wächst nur auf Torfmoosen.
WEGBESCHREIBUNG
Das Naturschutzgebiet kann auf unterschiedlichste Art und Weise entdeckt werden. Der Naturlehrpfad „Cornelysmillen“ führt an zahlreiche Flächen der Stiftung vorbei. Informationstafeln geben interessante Einblicke in die Geschichte der Landschaft, Flora und Fauna. Stege und eine Beobachtungshütte laden dazu ein, die Natur zu entdecken. Auch der „Fluchthelferweg“, welcher die Erlebnisse der Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkriegs thematisiert, führt durch das Gebiet. Mit dem „Kléngelbaach“ kann hier auch ein Hotspot der Biodiversität entdeckt werden. Für Wanderbegeisterte empfiehlt natur&ëmwelt eine Kombination aus diesen zwei Wanderwegen um die Vielfalt an unterschiedlichen Biotopen und Lebensräumen erleben zu können. Das Gebiet kann auch mit dem Fahrrad erkundet werden, indem man den „Vennbahnradweg“, welcher Troisvierges mit Aachen verbindet, nutzt. Als Abstecher kann auch der Huldanger Tunnel besucht werden, wo auf dem sogenannten „Fledermauspfad“ interaktive Informationen über die Geschichte der „Vennbahn“ und den heutigen Bewohnern des Tunnels, den Fledermäusen, bereitgestellt werden.
Name: Sentier nature Cornelysmillen et Sentier des Passeurs
Startpunkt: Bahnhof von Troisvierges, 9, Rue de la Gare, L-9906 Troisvierges
Kategorie: Zusammengelegter Weg
Schwierigkeitsgrad: Schwer
Länge: 17 km
Dauer: 04:30 Stunden
Höhenunterschied: 271 m
Kinderwagentauglich: Nein
Didaktische Infrastruktur: Vorhanden