Eine Königin zur Untermiete?

Meist stören uns Wespen erst im Hochsommer, wenn wir an einem Nest in Hausnähe oder sogar am Haus rege Aktivität bemerken oder sie uns unser Essen auf der Terrasse streitig machen. Aufgrund der besonderen Umstände und der Ausgangsbeschränkung sowie der bereits frühsommerlichen Temperaturen im April 2020, werden viele Wespen dieses Jahr schon früh ertappt. Einerseits sorgen sie nun zwar für zum Teil unnötige Unruhe, andererseits ist es aber genau jetzt möglich einfach und sanft einzugreifen ohne, dass jemand Schaden nimmt.

Aktuell sind die meisten Beobachtungen von Wespen auf Feldwespen oder gar die zahlreichen solitären Wespen und Bienen zurückzuführen. Feldwespen bilden nur kleine Nester ohne Nesthülle, mit wenigen Individuen und sind allgemein kaum aggressiv. Diese Arten kommen auch später nicht an unsere Nahrungsmittel naschen. Solitäre Bienen und Wespen bilden keine sozialen Staaten und zeigen daher überhaupt kein Verteidigungsverhalten. Ihre Stachel sind zudem schwach bis gar nicht ausgebildet, so dass sie auch nicht absichtlich stechen.

Tatsächlich werden aber in den nächsten Wochen mehr und mehr Jungköniginnen sozialer Wespenarten versuchen ein Nest zu bauen und ein Volk zu gründen. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass nur etwa 1 von 10 dabei Erfolg haben wird. Des Weiteren stellen eigentlich nur 2 der 15 in Luxemburg vorkommenden sozialen Wespenarten, die Staaten bilden und zusammen in Nestern leben, überhaupt ein Konfliktpotenzial für den Menschen dar. Allgemein sind Wespen sehr nützliche Tiere die eine wichtige Rolle im Naturhaushalt spielen. Sie bestäuben Blüten, agieren als „Gesundheitspolizei“ und jagen Insekten, was sie zu natürlichen Schädlingsbekämpfern macht. Man tut daher sich und der Natur einen großen Gefallen, wenn man Nester an unproblematischen Stellen toleriert.

Es gibt viele Fälle von problemloser Koexistenz von Mensch und Wespe und bei richtigem Verhalten besteht sogar in Nestnähe kaum Gefahr. Zudem sind auch Wespen Gewöhnungstiere – kennen sie bestimmte Menschen und deren Stimmen und Gewohnheiten reagieren sie nicht mehr beunruhigt. Wenn sich also nicht gerade ein Allergiker im Haushalt befindet, sollte man das Nest dulden. Darüber hinaus ist das grundlose Zerstören von Nestern laut Naturschutzgesetz verboten. Nester von denen keine direkte Gefahr ausgeht dürfen also nicht zerstört werden.

Will man potentielle Probleme mit Wespennestern aus dem Weg räumen, sollte man ihre Ansiedlung an ungünstigen Stellen vermeiden. Im April und Mai, bis Anfang Juni sind die meisten Nester noch im Anfangsstadium. In diesem Stadium sind sie noch recht störanfällig und lassen sich vertreiben:

  • Dunkle Schuppen, Unterstände, Spielhäuser regelmäßig kontrollieren und die Königin frühzeitig beim Bau stören. Auch alte Mauslöcher sollte man im Auge behalten.
  • Rollläden, insbesondere an Terrassen, Balkonen und Schlafzimmern, täglich bewegen.
  • An besonders schwierigen Standorten, wie unter Terrassendielen, können auch ätherische Öle präventiv helfen, z.B. Nelken, Eukalyptus, Teebaum, Zeder, Zitrone, Nussbaum oder Mischung auf einem Wattebausch oder zum Einsprühen (1 Teil Öl – 10 Teile Alkohol).

Falls Sie sich unsicher sind oder sich doch ein Nest am Haus angesiedelt hat, versuchen unsere meist freiwilligen Wespenberater Ihnen auch in der aktuellen Situation per Telefonberatung zu helfen. Sie erreichen unsere Hotline über die Nummer 29 04 04 – 344 – Bitte hinterlassen Sie uns dort eine Nachricht, wir versuchen Sie dann schnellstmöglich an einen passenden Berater zu vermitteln. Die Kontakte der lokalen Berater erhalten Sie auch bei Gemeinden, Naturschutzzentren, Naturparks und Biologischen Stationen.

Unser Flyer mit Informationen zu verschiedenen Wespen und zum Verhalten bei Begegnungen mit den Tieren sind hier abrufbar und können über 29 04 04 1 oder secretariat@naturemwelt.lu bestellt werden.

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