Blaumeisensterben – Fazit

Im Rahmen des Blaumeisensterbens, gingen bei natur&ëmwelt von Anfang März bis Ende Mai knapp 230 Meldungen von über 370 toten und kranken Blaumeisen darunter einem kleinen Anteil Kohlmeisen und vereinzelt weiteren kleinen Singvogelarten, ein.

Seit Ende März 2020 wurden natur&ëmwelt aus vielen Gärten und insbesondere von Futterstellen tote, bzw. krank wirkende und kurz danach sterbende Blaumeisen gemeldet. Auch das komplette Fehlen von Blaumeisen wurde vermehrt beobachtet. Veterinärmedizinische Untersuchungen aus Deutschland, wo die Situation ähnliche war, konnten schließlich das Bakterium Suttonella ornithocola als Ursache hierfür bestimmen.

Der Erreger ruft bei den befallenen Meisen eine Lungenentzündung hervor. Die erkrankten Vögel hocken meist aufgeplustert an der gleichen Stelle, sind apathisch und zeigen keine Scheu in Form von Fluchtversuchen vor Menschen oder (Haus-)Tieren. Des Weiteren haben viele betroffene Tiere einen schleimigen Ausfluss aus Augen und Nase, welcher die Augen und beim Putzen auch das Gefieder verklebt. Andere Symptome sind scheinbare Atemprobleme, reduzierte oder keine Futteraufnahme sowie großer Durst.

Vor allem Blaumeisen, vereinzelt aber auch Kohlmeisen und andere kleine Singvögel, sind davon betroffen. Für Menschen und Haustiere ist das Bakterium hingegen nicht gefährlich. Dennoch sollten tote Tiere immer nur wenn nötig und mit Handschuhen oder einer umgestülpten Tüte angefasst werden.

Nun kann mit 228 Meldungen von 371 Vögeln (davon knapp 2/3 tote und rund 1/3 kranke), welche über das hierfür eingerichtete Formular eingingen, ein vorläufiges Fazit gezogen werden. Aus der untenstehenden Karte geht hervor, dass sich diese Meldungen relativ gleichmäßig und flächendeckend über das Land verteilten und keine offensichtlichen Hotspots bei uns auszumachen waren. Betrachtet man den Verlauf der eingegangenen Verdachtsfälle und Meldungen pro Tag, so lässt sich feststellen, dass das Blaumeisensterben im März begonnen hat, es Mitte April zu einem Peak kam und die Anzahl anschließend wieder zurückging. Dieser zeitliche Verlauf deckt sich auch mit jenem in Deutschland.

Sicherlich gingen nicht alle gemeldeten kranken und toten Vögel auf das Konto von besagtem Bakterium, einige sind wohl auch anderen Krankheiten, Glasscheiben oder Katzen zum Opfer gefallen oder eines natürlichen Todes gestorben, allerdings passt die Beschreibung der gefundenen bzw. beobachteten Vögel mehrheitlich auf die von Suttonella ornithocola ausgelöste Symptomatik.

Da seit Ende Mai jedoch kaum mehr Meldungen eingingen und diese, überwiegend Mitteilungen von toten Jungvögeln im Nest waren oder Fälle in denen eine Kollision oder sonstige Todesursachen in Frage kamen, wurde beschlossen, das Meldeformular für Beobachtungen bzw. Funde kranker oder toter Blaumeisen vorerst zu schließen.

Für die kranken Blaumeisen kann derweil leider nicht viel getan werden. Allerdings kann man durch einen naturnahen und vogelfreundlichen Garten günstige Bedingungen für die überlebenden Vögel schaffen und ihnen so die Möglichkeit geben, Verluste durch erfolgreiche Bruten zu kompensieren. Tipps hierzu finden Sie in unseren Infobrochüren auf unserer Internetseite.

Eine weitere Maßnahme, die jeder im eigenen Garten umsetzen kann, betrifft die Verbreitung des Bakteriums. Da es sich um eine ansteckende Krankheit handelt, ist das Risiko einer Übertragung überall dort besonders hoch wo viele Vögel beieinander kommen, also an Futterstellen und Tränken. Um Ansteckungen einzudämmen sollten betroffene Futterstellen geleert und gereinigt werden und die Fütterung sowie Bereitstellung von Wasser für rund vier Wochen eingestellt werden.

natur&ëmwelt möchte sich an dieser Stelle auch bei seinem deutschen Partner Nabu für den schnellen Austausch und die gute Zusammenarbeit bedanken. Weitere Informationen zur Blaumeisenkrankheit können Sie hier nachlesen.