Baum des Jahres 2022 – die Rotbuche (Fagus sylvatica)

Neben der Eiche, ist die Rotbuche wohl die bekannteste unserer heimischen Baumarten. In fast jedem Wald trifft man auf ihre schlanken, silbriggrauen, glatten Stämme; die im Frühling zartgrünen, oval zugespitzten, ganzrandigen Blätter werden zu Maikränzen geflochten und bestimmt haben auch schon die meisten die dreieckigen Nussfrüchte in ihrer harten, stacheligen Schale probiert. Sowohl junge Blätter als auch Buchecker sind in Maßen genießbar, der Inhaltsstoff Fagin ist in größeren Mengen giftig für den Menschen.

Für viele Tiere hingegen sind die Nüsschen eine wichtige Nahrungsquelle.

 

Überhaupt sind alte, naturnahe Buchenwälder bedeutende Habitate für zahlreiche, typische Tier-und Pflanzenarten. Besonders beliebt sind die langen, glatten Stämme beim Schwarzspecht, dessen Höhlen anschließend von andern Vögeln, Fledermäusen, Baummardern, Schläfern, Wildbienen und zahlreichen anderen Tieren genutzt werden. Im stehenden und liegenden Totholz finden sich spezialisierte Pilze und Käfer, viele Frühblüher haben sich an die dunklen Buchenwälder angepasst, indem sie zeitig im Jahr blühen, vor dem Austreiben der Buchenblätter.

 

Buchenwälder machen ein Fünftel unserer Wälder aus, die Buche ist mit 30% die häufigste Baumart. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von der Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer. Als anspruchslose Baumart gedeiht sie fast überall, solange es nicht zu nass oder zu trocken ist.

Die, bei uns, bis zu 40 m hoch wachsenden Bäume bilden ein dichtes Kronendach aus, das kaum Licht durchlässt für andere Baumarten. Nur die sehr schattentoleranten Jungbuchen harren aus, um den nächsten Baumbestand zu bilden. So sind Buchenwälder fast überall in Europa die dominante Waldgesellschaft, je nach Boden, Hangneigung und Exposition in Mischung mit Eichen, Ahornen, Hainbuche oder Linde.

 

Daneben wurde die Buche wegen ihres feinporigen, homogenen Holzes jahrhundertelang auch forstwirtschaftlich gefördert, hauptsächlich zur Gewinnung von Holzkohle, die in großen Mengen zur Eisenverhüttung und Glasherstellung gebraucht wurde. In vielen Buchenwäldern finden sich heute noch die Spuren ehemaliger Kohlplätze. Buchenholz ist nach wie vor beliebt als Brennholz, da es gleichmäßig brennt und eine hohe Energieleistung bringt. Wegen seiner Härte und Biegsamkeit wird es auch zur Herstellung von Alltagsgegenständen und Möbeln genutzt, dort kommt es besonders bei der Produktion von Stühlen zum Einsatz. Die gute Verfügbarkeit hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass es als Schichtholz zunehmend im Baubereich verwendet wird.

Die Germanen benutzten Buchenstäbchen, in die sie Runen einritzten, als Orakel. Daraus haben sich die Buchstaben und das Buch abgeleitet.

Der Name Rotbuche bezieht sich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes im Gegensatz zum gelblichweißen Holz der, nicht zu den Buchengewächsen gehörenden, Hainbuche.

 

Die Zukunft der Buchenwälder ist weniger rosig angesichts des Klimawandels. Die Dürre und Hitze der vergangenen Jahre, hat auf vielen, hinsichtlich der Wasserversorgung suboptimalen Standorten, zum Absterben teils ganzer Bestände geführt. Besonders die großkronigen Altbuchen mit ihrer erhöhten Verdunstungsleistung waren betroffen. Die europaweite Vorherrschaft der Buche ist gebrochen.

 

Photos

Buchenkeimlinge ©HFN C.Felten

Buchen- Naturwaldreservat©HFN C.Felten

Buchenblätter©HFN C.Felten

Blutbuche – eine Variante der Rotbuche ©HFN C.Felten