Lesung und Diskussion zum Buch „Kanner virun d’Dier“

Im Rahmen des Green Friday/Saturday liest der Autor Pit Mischo, Ehrenpräsident von natur&ëmwelt a.s.b.l, aus seinem neuen Buch „Kanner virun d’Dier“ vor. Das Buch ist ein persönlicher Rückblick auf 60 Jahre Schule in Luxemburg und so wird in 60 kurzen Kapiteln gezeigt, dass „das Leben sich außerhalb des Klassensaals abspielt“ und wir unsere Kinder dorthin führen müssen, wo sich das Leben abspielt. Angesprochen sind Eltern, Pädagogen und Erzieher sowie alle Entscheidungsträger im pädagogischen Bereich. Diskussionen im Anschluss sind unbedingt erwünscht.

 

Vorwort des Buches:

Die Frage, ob wir für die Schule oder fürs Leben lernen war schon zu Senecas Zeiten aktuell und ist heute aktueller denn je. In Zeiten von zunehmenden Unsicherheiten und gesellschaftlichem Wandel ist es sinnvoll zu analysieren ob die Schule von heute, die Kindern auf die Herausforderungen von morgen vorbereitet oder eher mit Methoden von gestern versucht den Status quo zu erhalten. Pit Mischo gibt in seinem Buch “Kanner virun d’Dier” eine klare Antwort auf diese Frage: Will Schule ihrem Bildungsauftrag gerecht werden und alle Kinder möglichst gut auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten, so muss sie die vier Wände des Klassenzimmers verlassen und einen großen Teil des Unterrichts in die reale Welt der Arbeit und der Natur verlegen. Die Umwelt mit allen Sinnen erleben ist, wie Mischo hervorhebt, ein Grundsatz vieler bedeutender Pädagogen wie Comenius, Pestalozzi oder Montessori.  Selbst wenn die Meinung des Sensualismus, dass nichts im Intellekt fixiert würde, was nicht vorher mit den Sinnen erfasst wurde übertrieben scheint, so wird das Erfassen der Umwelt mit allen Sinnen auch von heutigen Neurowissenschaftlern als Voraussetzung effektiven Lernens vorgeschlagen. Diese Erkenntnis wird seit anfangs der siebziger Jahre von den Pädagogen des Umwelt- und Jugendzentrums auf Schloss Hollenfels praktiziert, du denen sich auch Pit Mischo gesellte. Sein Drang, seine Erkenntnisse auch den Lehramt Studenten mitzuteilen und diese für eine Schule außerhalb des Klassensaales zu begeistern führte ihn später als pädagogischen Mitarbeiter zur Gruppe “Eveil aux Sciences” des Pädagogischen Instituts ISERP und später als Lehrbeauftragten zur Uni-Luxemburg. Derselbe Drang, die Schule neu zu denken, liegt auch diesem Buch zugrunde und wendet sich gleichermaßen an Pädagogen, Verantwortliche des Bildungsministerium,  Politiker und Eltern.
In vielen, zum großen Teil autobiographischen, teils lustigen, teils sehr ernsten  Anekdoten, plädiert Mischo, ein engagierter Lehrer und Ausbilder im Ruhestand, Gründer der ersten Naturschule  Luxemburgs und einer ebenso fortschrittlichen Technikschule, für ein dreidimensionales (3D) Lernen und prangert die aktuelle Bildungspolitik mit klaren Worten an. Auch verlangt er mit Recht, dass Ergebnisse der zahllosen Studien im Bereich Schule, ihren Niederschlag im schulischen Alltag finden und macht konkrete Vorschläge zur Lehrerausbildung.

“Kanner virun d’Dier” ist ein ebenso unterhaltsames wie ernstzunehmendes Plädoyer für eine Schule, die die Kinder dorthin führt, wo sich das Leben abspielt um sie bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten.
Mögen die Vorschläge und kritischen Überlegungen dieses Buches nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Handeln zum Wohl unserer Kinder anregen.

Francis Schartz

Pädagoge und Dr. en sciences de l’environnement